GÜRTLERN

 

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In einer Zeit ohne Taschen in der Kleidung sowie einer Mode die nach Taillierung verlangte war der Gürtel ein entscheidendes Kleidungszubehör und eine Ausdrucksmöglichkeit für Reichtum und Besitz.
Die Herstellung von Gürteln und Zaumzeug lag im 14.jahrhundert so wie in der Zeit davor in den Händen des Gürtlers, lateinisch Cingulator.
Dieses endverarbeitende Handwerk fertigte aus den Produkten seiner Zulieferer (Schnallen und Beschläg von Gelb- oder Zinngießer, Nietstifte vom Nagler, Lederriemen vom Riemenschneider und Borten von den Bortenwirkern) ein , in Wien auf den Marktplätzen verkauftes, Endprodukt.

Wichtige Bestandteile wie die Schnalle wurden meist nicht direkt mit dem Riemenmaterial verbunden sondern durch einen Blechbeschlag, das Schnallenblech, und Nietverbindungen an ihrem Platz gehalten. Ein weiteres klassisches Element, die Riemenzunge, kam ebenfalls durch Nieten an das Gürtelende und sorgte durch sein Gewicht bei den leicht bis massiv überhängenden Gürtelenden für die in der Gotik gewünschte Vertikalität. Die ursprünglich aus der Bortengürtelmode stammenden Bortenstrecker (sie verhindern ein Einrollen der oft sehr feinen Seidenborten) wurden alsbald auch auf Ledergürteln montiert wo sie allerdings lediglich als schmückender Zierrat dienten. Auch das weitere Verzieren des Lederriemens durch Punzierung, Ritzverzierung, Besticken oder Bemalen lag im Aufgabenbereich des Gürtlers.

Gürtler arbeiteten mit einer Vielzahl von Materialien:

– Riemen aus Leder (doppelt genommen und vernäht sowie einfach) und Seidenborten
– Buntmetall, Zinn, Eisen und sogar Knochen sind als Schnallen und Beschlägmaterial belegt
Lediglich das Arbeiten mit den Edelmetallen Gold und Silber war im Regelfall ein eifersüchtig gehütetes Privileg der Goldschmiede.

Die große Langlebigkeit ihrer Produkte dürften zum großen Wert von Gürteln und Zaumzeug beigetragen haben, so werden Gürtel (wenn auch meist Exemplare aus Silber und Gold) oftmals in spätmittelalterlichen Testamenten erwähnt. Dies trug allerdings auch dazu bei, dass die Gürtlerzunft in der Regel meist sehr klein blieb (in Wien sind für 1326 nur 5 Meister belegbar) und oftmals den Goldschmieden angeschlossen war.