PFLANZENFÄRBUNG

 

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Pflanzenfärben ist das Färben von Textilien mit pflanzlichen (hin und wieder auch tierischen) Pigmenten, zB durch das Erhitzen in einem Pflanzensud. Das Pflanzenfärben lässt sich im 14. Jhdt bereits als eigenständiges Handwerk nachweisen. Man muss davon ausgehen, dass fast alle in Verwendung stehenden Textilien des Mittelalters komplett oder in Teilen aus pflanzengefärbten Fasern bestehen.
Vor dem Färben mussten die Textilien gereinigt und v.a. Entfettet werden. Die Färbedroge wurde zerkleinert und in Wasser über mehrere Stunden bzw. Tage hinweg eingeweicht und anschließend ausgekocht. Dadurch löst sich der Farbstoff aus den Pflanzenteilen und wird ans Wasser abgegeben.

Tierische und pflanzliche Fasern benötigen eine Vorbereitung der Faser, um die Farbpigmente aus dem Wasser überhaupt aufzunehmen und dauerhaft in der Faser fixieren zu können, die Beize. Dabei wird das Textil mit in Wasser gelösten Chemikalien behandelt, zB Alaun.
Das gebeizte, noch feuchte Material wird gleichmäßig in den ausgekochten, abgekühlten Färbesud gelassen. Je nach Färbepflanze kann eine Kontaktfärbung oder eine Färbung mit dem abgeseihten Sud vorgenommen werden. Je nach gewünschter Farbintensität wird das Färbegut mit dem Färbesud aufgekocht. Aus einem Färbesud konnte man jedoch nicht nur eine Stoffbahn färben, sondern jeder Farbsud erlaubt mehrere sogenannte “Züge”. D.h. es wird immer wieder frisches Färbegut nachgelegt. Die Farbintensität wird jedoch mit abnehmenden Farbpartikeln im Sud abnehmen.
Gewisse Farbtöne können durch eine nachträglich ausgeführte Beize verändert werden, zB mit Metallsalzen.
Ist die erwünschte Farbnuance erzielt, wird der Stoff aus dem Färbesud genommen und getrocknet. Dadurch hat die Farbe Zeit, sich noch nachzuentwickeln. Anschließend wird das Färbegut mit Wasser ausgespült, getrocknet und weiterverarbeitet.
Man muss davon ausgehen, dass sich der Färber kaum der chemischen Vorgänge, welche dabei abliefen, bewusst war, d.h. die Lösung seiner Fragen oftmals durch Zufall trotzdem richtig war! Weitere Einsatzgebiete von Pflanzenfarben neben der Malerei, der Stoff- und Garnfärbung sowie dem Zeugdruck waren das Färben von Leder, Pelzen und Haaren, Knochen und Horn sowie Speisen.