STICKEREI

 

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Genauso wie reich bebilderte Handschriften waren opulent bestickte Textilien im Mittelalter als Standessymbol und Ausdruck für Wohlstand und Macht hoch geschätzt. Schon früh entwickelte sich daher die Profession des Stickers/der Stickerin, deren Meister/innen sich bereits im 13. Jahrhundert in Paris zu einer gildenähnlichen Vereinigung zusammenschlossen. Interessant dabei ist, dass unter der Auflistung der Mitglieder zahlreiche Frauen zu finden sind, die als Handwerksmeisterinnen ihre eigene Manufaktur leiteten und Lehrlinge ausbildeten. Auftraggeber für die wertvollen Arbeiten waren vorwiegend Adel und Klerus, die Wandteppiche, Messgewänder und Kirchentextilien sowie Repräsentationsgewänder fertigen ließen. Die bestickten Textilien wurden aber nicht nur für religiöse und repräsentative Zwecke verwendet, sie waren auch als Diplomatengeschenke von unschätzbarem Wert. Einige Zeugnisse der prunkvollen Gewänder und der hochqualitativen Arbeit der Stickmeister/innen haben sich in Museen und Kirchenschätzen in ganz Europa erhalten.

Wer sich bei deren Betrachtung fragt, wie viele Stunden wohl in die Produktion geflossen sein mögen und was das ganze gekostet hat, dem sei dies verraten: Menschliche Arbeitskraft war bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, also vor den verheerenden Pestwellen in Europa, sehr günstig zu haben, wohingegen das Material – Seiden-, Gold- und Silberfäden, Perlen und Edelsteine – gut und gerne das 10-fache kosten konnte. Eine Idee von den Kosten vermittelt die Aufstellung für ein Altartuch in der Westminster Abbey in London, das 1271 in Auftrag geben wurde: „For the wages of four women working on the aforesaid cloth for 3 ¾ years £ 36.“ The material costs for the same altar‐frontal, gold and silk thread, pearls, enamels, garnets set in gold, and silver plaques totalled over £220.”

Nach der Pest änderte sich dieses Verhältnis und die Stickmeister/Innen und Gesellen wurden besser entlohnt – einerseits, weil durch den “schwarzen Tod” viel Können und Wissen einfach ausgestorben war, andererseits, weil ein Arbeitskräftemangel herrschte und qualitätsvolle Handarbeit somit besser entlohnt wurde.

Folgende Sticktechniken können präsentiert werden:

  • Opus Consutum (Appliqué)
  • Opus Anglicanum (Englische Arbeit)
  • Opus Teutonicum (Deutsche Arbeit)
  • Or Nué (Schattiertes Gold)
  • Gerader Gobelinstich
  • Bayeux-Stich & Klosterstich (für Wandteppiche)
  • Zopfstich